Nach einem erneut sehr intensiven Tag mit ebenso intensiven Prozessen, beschlossen wir zu dritt, drei Kolleginnen aus dem Kurs, noch in der Nacht in den Wald zur Spirale zu gehen. Allein schon der erste Schritt aus dem Lichtkegel des Hauses in den Bereich der absoluten Dunkelheit im Wald, war für mich eine ziemliche Herausforderung. Aber in der Gruppe schafften wir es ganz gut. Jede brachte ein was sie konnte, Orientierung, Sicherheit, Mut... und so gewöhnten sich auch nach und nach unsere Augen an den dunklen Wald. Es war schön und intensiv barfuß und mit geschärften Sinnen uns so durch den Wald zu tasten. Wir fanden auch wirklich die Abzweigung zur kleinen Lichtung auf der wir Tage zuvor die Spirale errichtet hatten. Jetzt wurde es nochmal kniffelig. Eine Böschung hinab mussten wir zwischen Bäumen hindurch auf einem rutschigen Untergrund zur Spirale runter gehen. Wir schafften es und wurden belohnt: Da lag sie, silbrig magisch glänzend und leuchtend lag sie da. Zwischen den hohen, dunklen Bäumen und den leuchtenden Sternen - die Spirale. Wir waren verzaubert, kicherten erleichtert und sagten uns immer wieder gegenseitig wie schön es doch hier sei...
Alles ist verRÜCKT
Bis plötzlich eine tiefe Stimme "Mmmmmmhhhhh" machte und "ja stimmt!" sagte. Ich machte vor lauter Schreck einen Satz rückwärts und alle meine Weltbilder verschoben sich. In Gedanken checkte ich blitzschnell Möglichkeiten ab: Gnome, Elfen, Zwerge ... - konnte das sein? Was hatte ich übersehen? Welche Möglichkeiten gäbe es noch? Einen Moment lang stellten sich all meine Wahrheiten auf den Kopf und nichts war mehr wie es war. Was ist das?!?! Dann gab sich jedoch einer unserer Mitteilnehmer zu erkennen. Er war bereits vor uns an der Spirale angekommen, für uns bislang jedoch unbemerkt dort gewesen. Wir umarmten uns, beruhigten uns und gingen dann eine nach der andern hinein auf unseren Gang ins Innere. Was für ein krasser Schreck!
Durch diesen Schreckmoment heftig durchgeschüttelt sah ich die Lichtung jedoch plötzlich in einer neuen Dimension. Noch nie habe ich so etwas Wunderschönes gesehen! Das silberne Leuchten von vorher war noch intensiver geworden und nun erstreckte sich oberhalb der Spirale ein riesiger Lichtdom mit unzähligen bunten Fenstern aus Glasmosaik. Neben uns standen die Bewohner des Waldes und betrachteten wohlwollend mit uns jeden einzelnen Gang zum Mittelpunkt der Spirale. Und es war als ob die Spirale, die wir erst vor kurzem errichtet hatten, schon immer hier gewesen war, so verschmolz sie mit dem Platz und der Umgebung. Ich fühlte mich so reich beschenkt und berührt - es war wie ein Wunder, das geschehen war. Der Heimweg war plötzlich kein Problem mehr, alles erschien um uns silbern glänzend und noch immer bewegt die Erinnerung an dieses Erlebnis mein Herz.
Die Magie geschieht dann, wenn wir aus unsere gewohnten Bahnen verlassen, manchmal werden wir förmlich herausgeworfen, dann weitet sich jedoch der Blick... Wenn wir nicht festhalten an dem, was wir zu glauben wissen. Und ich glaube, das ist gerade in diesen besonderen Zeiten auch sehr wichtig, sich das immer wieder zu sagen: Anders darf es sein! Denn sonst geschieht der Wandel nicht!